2 0 2 3 | E I N H O F D R E I H Ä U S E R
Hofanlage bei Lippersdorf
Hofanlage bei Lippersdorf
Das Projekt wurde als Angestellter bei 'KOOP Architekten & Ingenieure' in den LPH 3, 5 und 6 bearbeitet
Die Liegenschaft "Ölsnitzmühle" befindet sich seit über 100 Jahren und mehreren Generationen im Familienbesitz. Bis in die 1960er wurde sie als Schneide- und Mahlmühle genutzt. Daneben betrieb die Familie Garten- und Ackerbau sowie Vieh- und Fischzucht. Bereits in den 1920er Jahren wurden auch Urlauber in der Mühle empfangen. [vgl. Bergner, R.: Unterwegs in den Tälern. Ein Heimatbuch, 2014]
Nachdem die Mühlenbewirtschaftung durch die DDR weder unterstützt noch wirtschaftlich betrieben werden konnte, verfiel das historische Gebäudeensemble zusehends. Wesentliche Elemente wie das alte Mühlrad mussten bereits abgebrochen werden. Mit Unterstützung der Denkmalbehörde konnte als einziges das als Wohnhaus genutzte Mühlengebäude erhalten werden. Die zwei Scheunenbauten mussten aufgrund von Baufälligkeit zurück gebaut werden.
Die Historie des Ortes achtend wurde sich für das Errichten zweier Ersatz-Neubauten entschieden. Diese greifen die Standorte der ehemaligen Scheuen auf und werden um einen offenen Stall ergänzt. Das so entstehende neue Ensemble bildet zwei Hofsituationen aus. Der obere Hof verbindet die drei neuen Baukörper der Anlage, während der untere Hof die Verbindung zwischen dem historischen Mühlengebäude und dem neuen Ensemble herstellt. So wird der Bestand geachtet und die Geschichte der Hofanlage funktional und baulich fortgeschrieben.
Die Bauherrschaft betreibt auf der Liegenschaft eine Wiesen- und Weidewirtschaft einschließlich Tierhaltung und Fischzucht. Hierdurch lebt eine lange Familientradition wieder auf, den alten Mühlenhof zu bewirtschaften, der seit den 1970er Jahren nicht mehr wirtschaftlich betrieben wurde.
Um den landwirtschaftlichen Betrieb zu ergänzen, ist das Vermieten von Gäste-Zimmern an Feriengäste vorgesehen. Hierzu stehen zwei Wohneinheiten unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Diese befinden sich in den oberen Geschossen des traufseitig zum Teich ausgerichteten Hauses.
Der gestalterische Grundgedanke der Fassaden greift die Bauart der ortstypischen, ländlichen Scheunen auf. So erhalten die neuen Wohngebäude ein hölzernes Kleid in Form einer neu interpretierten Boden-Leisten-Schalung. Wenige große Fensteröffnungen inszenieren die Blicke von innen auf die Teichlandschaft: Die Fassaden orientieren sich an den Himmelsrichtungen und unterscheiden sich hierdurch in Ihrer Funktion und Erscheinung. Der Wechsel von überdeckten, gänzlich freien und temporär verdeckten Fensterflächen erzeugt ein unaufgeregtes Spiel in der Fassade. Je nach Nutzung und Sonnenstand ergibt sich hierdurch für den Betrachter ein neues Bild des Ensembles.
Die neu zu errichtenden Natursteinmauern werden aus den Natursteinsockeln der alten Scheunen hergestellt, wodurch sich die Gebäude mit der Landschaft verzahnen. Die zwischen den Wohngebäuden angelegten Hofflächen werden mit versickerungsfähigem Natursteinpflaster und wassergeschlämmten Belägen ausgeführt.
Die Freianlagen werden entsprechend der Landwirtschaftlichen Nutzung größtenteils als Wiesen- und Weideflächen genutzt und dementsprechend naturnah gestaltet. Sowohl der Ölsnitzbach, wie auch die zwei Teiche werden entsprechend erhalten und gepflegt.