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Stadtquartier Nierstein in Jülich (NRW)
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Der Wettbewerbsbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit SEETAL Planners und Michael Palm Landschaftsarchitektur

Die Bearbeitung des Beitrags erfolgte durch: Susan Eipper, Annelise da Silva Castells, Bukola Tijani, Renata Shaikhutdinova, Marco de Vries, 
Michael Palm, Jonas Kern
Vogelperspektive

In der als Straßenstation in römischer Zeit entstandenen Stadt Jülich finden sich bis heute Überlagerungen von Strukturen aus verschiedenen Epochen. Unter anderem prägen östlich der Rur die Zitadelle aus der Renaissance und westlich, nahe dem Projektgebiet, die napoleonische Festung im Brückenkopfpark das Stadtbild. Angrenzend am südlichen Rand des Projektgebiets verläuft die römische Heerstraße „Via Belgica“, heute eine überregionale touristische Fahrrad-Route (Erlebnisraum Römerstraße).
Das denkmalgeschützte Gut Nierstein am Mühlenteich grenzt mit seinen Waldflächen an den nördlichen Rand des Projektgebiets. Im Übrigen ist das Projektgebiet von Landwirtschaftsflächen umgeben. Das neue Quartier inszeniert mit einer grünen Allee den neuen Stadteingang Jülichs und schafft eine identitätsstiftende, sozial- und  klimanachhaltige Struktur.​​​​​​​
Lageplan
L E I T B I L D
Die gestalterischen Lösungen des Entwurfs berücksichtigen die aktuellen städtebaulichen Herausforderungen und Bedarfe der gesellschaftlichen Entwicklung, wie beispielsweise die Themen klimagerechte Stadt und Förderung einer offenen und inklusiven Gesellschaft.

Offene Stadt: Auftaktplätze führen mit einladender Geste in das Quartier. Sie verkörpern sinnbildlich als „invertierte Bastionen“ das gestalterische Prinzip eines offenen und inklusiven Stadtbilds.

Vernetze Stadt: Ein dichtes Wegenetz verwirklicht im Zusammenspiel mit einer gemischten Nutzungsverteilung ein Quartier nach dem Prinzip der Stadt der kurzen Wege. Hochbauliche Akzente dienen als Orientierungspunkte im Wegenetz. Die Wegegestaltung sowie -Funktionszuweisung erfolgt nach menschlichem Maßstab. Insgesamt wird so ein besonders fußgängerfreundliches Quartier realisiert.

Gesunde Stadt: Der „Outer Loop“ ist ein freiräumliches Element, welches das gesamte Gebiet umrahmt. Es bringt Nutzungen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden unter: Sport- und Freizeitangebote, die über eine ca. 2km lange Jogging-Route verbunden sind. Ebenfalls sind Flächen für die urbane Lebensmittelproduktion vorgesehen. Im nordwestlichen Rand im Übergang zu den Landwirtschaftsflächen entsteht eine große Urban-Gardening-Anlage.

Soziale Stadt: Im Quartier werden mehrere sozial durchmischte Nachbarschaften gebildet. Diese sind durch ein übergeordnetes freiräumliches Element verbunden - den „Inner Loop“. Hier entstehen auf Nachbarschafts- und Quartiersebene verschiedenste Treffpunkte mit unterschiedlichen Atmosphären.

Schnitt A-A
Schnitt B-B

K O N Z E P T E
Nutzungsverteilung: Entlang der Aachener Straße und dem Nord-West-Ring sind großflächigere Gewerbeeinheiten vorgesehen, die gleichzeitig einen Schallschutz für die dahinter liegende Wohnbebauung bieten. Entlang der Autostraße des Quartiers sind in den Sockelzonen ebenfalls Gewerbenutzungen vorgesehen. Wohnen ist über das gesamte Quartier verteilt in unterschiedlichen Formen möglich, um eine möglichst hohe soziale Durchmischung zu erreichen.

Die Wohnnutzung gruppiert sich innen wie außen um den „Inner Loop“, in der Quartiersmitte befinden sich zusätzlich ein Kindergarten, wie auch ein Gemeindesaal (Quartiershaus). Die Schule befindet sich im Osten des Quartiers. Grün- & Freiflächen: Das Quartier wird entlang des „Outer Loop“ mittels „invertierter Bastionen“
an die angrenzende Landschaft angeschlossen. In diesem äußeren Ring sind Flächen zur Naherholung und sportlichen Ertüchtigung vorgesehen. Der „Outer Loop“ ist an einigen Bastionen mit dem „Inner Loop“ verbunden. Dieser innere Ring ist großzügig begrünt und lädt zum Schlendern und Verweilen ein, während man an den angebundenen Platzsituationen unterschiedlichste Nutzungsarten vorfindet, wie bspw. einen Skatepark, den Schulvorplatz mit Amphitheater und die Quartiersmitte als grünes Herz des Areals.
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Entwässerung: Die Entwässerung ist als Teil des Grün- & Freiflächenkonzepts zu verstehen. Entlang des „Inner Loop“ gibt es ein offenes Rinnensystem, welches dem Regenwasserabfluss der einzelnen Baufelder dient und gleichzeitig eine Art Bachlauf im Quartier bildet. Das so abgeführte Regenwasser wird in Richtung Brückenkopfpark geleitet Entlang der Hauptverkehrsstraßen sind Retentionsflächen in Form von Mulden und Rigolen vorgesehen. Neben den an vielen Stellen vorgesehenen Retentionsflächen soll das anfallende Regenwasser auch über intensive Dachbegrünung und Zisternen gespeichert werden.

Verkehr/ Mobilität: Das Areal soll überwiegend Autofrei funktionieren. Es gibt eine Hauptverkehrsstraße,
die beide Quartierseingänge miteinander verknüpft. Entlang dieser Straße sind die Besucher Parkplätze, die Mobility Hubs, wie auch die Buslinie angeordnet. Der „Inner Loop“ ist so ausgestaltet, dass er von Feuerwehr, Müllabfuhr und Anlieferung problemlos genutzt werden kann. Die Anwohner sollen ihre Pkw in einem der max. 150m entfernten Mobility Hubs parken. Hier befinden sich Sharing-Angebote (Car- und Rad-Sharing) sowie Paketstationen.

Klima und Energie: Am südlichen Quartiereingang (Aachener Straße) ist eine Versorgungszentrale verortet, die das Nah-Wärme-Netz (bspw. Geothermie) speisen soll. Von dort wird die benötigte Energie an insgesamt 20 kleinere Übergabepunkte verteilt, wobei die einzelnen Baufelder vom jeweils zugehörigen Übergabepunkt mit Energie versorgt werden. In den Sommermonaten soll die Stromversorgung überwiegend durch PV-Anlagen abgedeckt werden.

Besondere Aspekte des Entwurfes bezüglich einer klimagerechten Stadtentwicklung sind

• die aufgelockerte Baustruktur ermöglicht eine gute Quartiersdurchlüftung,
• der hohe Anteil an Vegetationsflächen zur Stärkung der Biodiversität im Quartier
• Grün-Blaue-Infrastruktur wie die begrünten Dachflächen, die als Verdunstungsfläche zur lokalen Klimaregulierung beitragen und die Staubbelastung reduzieren.

Perspektive Quartiersmitte
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